Impulse
2013

„Ich habe nichts gegen Gemeinschaft, solange ich nicht dazugehöre“, dieser Ausspruch von Groucho Marx ist nur auf den ersten Blick komisch. Beschäftigt man sich näher mit Gemeinschaften, dann können diese durchaus ambivalent gesehen werden. Gemeinschaften sind weder nur idyllisch, noch nur dramatisch, weder nur konfliktfrei, noch Hort ständiger Konflikte. Gemeinschaften können Familien, Schulklassen, Teams, Wohngemeinschaften, Freundschaften sein, also sowohl Menschen, die sich ungewollt zusammen vorfinden, als auch solche, die sich gewollt zusammengetan haben. Jedenfalls scheinen die meisten Menschen Wert darauf zu legen, irgendwo dazuzugehören.
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Grundsätze, Maßstäbe und Prinzipien stehen in schlechtem Ansehen, gelten als unzeitgemäß. Vor Augen steht der Spießbürger, der hartnäckig seine verstaubten Grundsätze verteidigt. Oscar Wilde bemerkte: „Mir gefallen Menschen besser als Prinzipien, und Menschen ohne Prinzipien sind das Beste, was ich kenne in der Welt.“ Ungeachtet dessen, das diese Aussage selbst einen Grundsatz darstellt, ist damit auch der heutige Allerweltsmensch karikiert, der flexibel und anpassungsfähig zu sein hat, den Grundsätze nur stören würden.
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Nietzsche ist in aller Munde und wird sogar auf den Universitäten gelehrt. Aber haben wir uns heute nicht gerade in dem eingerichtet, was Nietzsche als Problem sah? Sehen wir uns ein paar Beispiele an. Ist die Bedeutung seiner Aussage „Gott ist tot“ wirklich verstanden worden? Unser fröhlicher Nihilismus ist uns kein Problem mehr. Wir fragen nicht nach den Konsequenzen dieser „neuen Morgenröte.
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Philosophie ist seit langer Zeit eine akademische Disziplin, in der sich Experten, Fachmenschen und Professoren tummeln. Das ist auch gut so. Aber Philosophie war immer auch schon eine Disziplin, die keine Disziplin war. Denken wir an Sokrates, das Urbild der Philosophen. Er war kein Lehrstuhlinhaber und hat sein Leben lang Gespräche mit Laien über Fragen des Lebens geführt. In der gesamten Antike wurde die Philosophie als Angelegenheit des Lebens betrachtet.
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Philosophische Lebensberatung ist eine Alternative zur Psychologie, zur Therapie und zum Coaching. Sie ist eine Einrichtung für Menschen, die Sorgen und Probleme quälen, die mit ihrem Leben nicht zurechtkommen oder meinen, sie seien irgendwie stecken geblieben; die von Fragen bedrängt werden, die sie weder lösen noch loswerden, die sich im Alltagsleben mehr oder weniger bewähren, sich aber in vorerst unbestimmter Weise unterfordert fühlen – weil sie etwa ahnen, dass ihre Lebenswirklichkeit nicht ihren Möglichkeiten entspricht.
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Mit dem guten Leben wird normalerweise nichts Philosophisches verbunden. Aus der schönen Literatur und der „Wellness-Gesellschaft“ gibt es zuhauf Hinweise, was damit gemeint sein könnte, nämlich auf eine Formel gebracht: Es uns gut gehen lassen. Nicht das daran etwas auszusetzen wäre, aber das gute Leben wurde in der Philosophie immer auch mit Fragen der Ethik in Verbindung gebracht. Was ist überhaupt Ethik? Ethik ist das philosophische Nachdenken über Moral, Sittlichkeit, Vorstellungen von gut und schlecht. Sie fragt, ob eigentlich gut ist, was wir für gut halten. Oder andersherum: Ethik erklärt unsere Moral zum Problem. Sie setzt ein Fragezeichen hinter das, was uns moralisch erscheint. Solche Fragen können unangenehm sein, denn gewöhnlich werden wir lieber in dem Guten, das wir wollen oder tun, bestätigt.
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„Was kümmern sich die Menschen denn um Geist. Die meisten Menschen sind und bleiben doch unbedingt Tierwesen“, klagt Kierkegaard in seinen Tagebüchern. Aristoteles begründete ein Verständnis vom Menschen als geistiges Wesen. Für Seneca ist der Geist in uns der Gott in uns. Sokrates sprach von einer göttlichen Stimme, der er Gehör schenkte (Daimon), und die ihm von Dingen abriet. Wir würden heute dazu schlechtes Gewissen sagen, das uns von etwas abhält. Geist ist in der Antike und im Christentum die Empfänglichkeit für die Stimme Gottes. Ein geistiges Leben wurde als gottgewolltes und vernünftiges Leben angesehen. Mit Geist ist für fromme Gemüter eine Erreichbarkeit von und für Gott gemeint, in der Philosophie sprach man von Weisheit und Gerechtigkeit, die der Geist bewirkte.
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Camus berühmtester Satz lautet: „Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: Der Selbstmord.“ Wer könnte dazu seine Zustimmung verweigern? Doch schon sein Zusatz ist problematisch: „Die Entscheidung, ob das Leben sich lohne oder nicht, beantwortet die Philosophie.“ In Wirklichkeit gab es im Laufe der Zeiten die verschiedensten Einschätzungen zum Selbstmord. In der Antike galt der Selbstmord fast schon als Pflicht, zumindest unter bestimmten Umständen. Wenn der Feind siegte, brachte sich die ganze Familie um. Einer lebensbedrohenden Krankheit oder großem Leiden wurde oft mit Selbsttötung begegnet. Als oberstes Prinzip galt es, keine Angst vor dem Sterben zu haben. Alles andere wurde als Sklavenmoral angesehen. Der Selbstmord stand allgemein in höchstem Ansehen.
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Philosophie hat als Lebenspraxis und Lebenskunst eine lange Tradition. Mit dem Urahn Sokrates begann die Philosophie mit dem Ereignis einer Person und nicht mit einer Lehre. Die Wirkung der Philosophie ging von Anfang von der konkreten Gestalt des Philosophen aus. Philosoph war, wer philosophisch lebte. Sehr früh wurde die Philosophie mit ärztlicher Kunst verknüpft: Philosophie als Seelenheilkunde. Seit der Antike wurde die Philosophie als Angelegenheit des Lebens betrachtet. Wichtige Schulen, die sich auf Sokrates beriefen, waren die Stoiker, die Epikuräer, die Skeptiker und die Kyniker.
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Die Liebe ist keine Klugheit, sondern der ungeheuerlichste Widerspruch. Sie kann göttlich, leidenschaftlich-romantisch, treu, vernünftig und sinnlich sein. Wir wollen alles das in der Liebe erleben. Wie aber kann man all diese Widersprüche vereinen? Wie müsste man die Liebe denken und leben, damit dies möglich ist?
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In der modernen Welt sind die Spezialisten unverzichtbar geworden. Es gibt einen Fachmann, eine Fachfrau für jedes Problem. Andererseits nimmt das gesicherte Wissen ab, und zunehmend sind Spezialisten überfordert. Spezialisten können das Ganze nicht in den Blick nehmen, sind Teil des Problems das sie lösen wollen. Sie glauben an die Machbarkeit, Methodisierbarkeit und Technisierbarkeit.
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