Impulse
2014

Der Mensch ist dasjenige Wesen, das über sich selbst nachdenken kann. Das hat er auf unterschiedlichste Art und Weise getan. Während z.B. man früher den Menschen in Differenz zum Engel bestimmte, ist es modern, den Menschen aus dem Tier heraus zu erklären. Die Philosophischen Anthropologen Max Scheler und Arnold Gehlen gingen einen anderen Weg. Sie fragten nach dem Wesensunterschied des Menschen im Vergleich zum Tier. Was macht den Menschen zum Menschen, was ist seine Sonderstellung? Dabei ging es ihnen nicht um die graduellen Unterschiede zwischen Mensch und Tier, sondern eben um das, was den Menschen wesentlich vom Tier unterscheidet.
weiterlesen
Auf Gomez Davila trifft zu, was Heidegger in einer Vorlesung über das Leben des Aristoteles sagte: „Er wurde geboren, arbeitete und starb.“ Tatsächlich war das Leben dieses Einsamen, der als „Einsiedler am Rand der bewohnten Erde“ (Kolumbien) von 1913-1994 lebte, nicht reich an äußeren Ereignissen. Er widmete sein Leben fast ausschließlich seiner Familie und dem Lesen, Denken und Schreiben in seiner Bibliothek. Sein Werk, das er selbst nur in Privatdrucken herausgab, besteht nur aus kurzen Bemerkungen, Sprüchen und Aphorismen. Aber die haben es in sich. Sie elektrisieren, überraschen, verführen und können einen sprachlos machen.
weiterlesen
In der Philosophie gibt es eine lange Tradition, einen Umgang mit dem Tod zu finden. Schon Cicero schrieb: „Philosophieren heißt sterben lernen.“ Das beständig an den Tod denken sollte helfen, leben zu lernen und, wenn es soweit war, ohne Angst das Leben loszulassen. Von einem solchen heroischen Umgang mit dem Tod zeugte das Leben und Sterben des Sokrates, aber auch die Haltung der Stoiker: „Übe dich täglich darin, mit Gleichmut das Leben verlassen zu können.“
weiterlesen
Der Teufel, oder sagen wie vornehm modern das Böse, haben gegenwärtig keine Presse, denn beides gibt es einfach nicht. Entweder wird die riesige Kategorie des Bösen verharmlost, oder verdrängt. Aber damit bleibt das Böse ungelöst. Ist das Böse etwa nur die Aggression oder ein destruktiver Trieb? Den Teufel kann es freuen, wenn wir so denken. Das stört ihn nicht, im Gegenteil, seine Geschäfte laufen umso besser, wenn er nicht erkannt ist. Er ist nämlich ganz und gar nicht eitel, er arbeitet am liebsten unbemerkt und schätzt die Verborgenheit.
weiterlesen
Der moderne Mensch tut sich schwer mit der Kunst des Verweilens, schnell langweilt er sich dabei und versucht alles, um dieser Langeweile zu entkommen. Bedenklich ist nicht, das der Mensch sich langweilt, das unterscheidet ihn schließlich vom Tier, sondern das er ständig versucht sich davon abzulenken und zu zerstreuen.
weiterlesen
Schon bei den griechischen Göttern bewirkte die Liebe Katastrophen, Unheil, Chaos und Entsetzen. Man denke nur an den Trojanischen Krieg, der sich dem Raub der Helena verdankt, in die sich Paris verliebt hatte. Das Pech war nur, das diese schon mit Menelaos verheiratet war, und dieser sich die Entführung seines rechtmäßig angetrauten Eheweibes nicht gefallen ließ.
weiterlesen
Auch der Philosophische Praktiker darf sich nicht anmaßen zu wissen, worauf es im Leben ankommt. Aber er hat mächtige Gestalten und Vorbilder an der Hand, die durch ihre Beispiele und ihre Lebensgeschichten Winke und Hinweise geben, was darunter verstanden werden könnte. Insofern stehe ich auf mächtigen Schultern, was bei diesem nicht gerade bescheidenen Thema auch notwendig ist. Die Frage, worauf es ankommt, ist die eigentliche philosophische Frage. Diese Frage kann nicht durch Wissen und Können allein beantwortet werden, sondern nur der eigene Lebensweg, auf dem ich mich zu bewähren habe, kann Antworten geben.
weiterlesen
Salons sind „Zusammenkünfte des vernünftigen Teils der Stadt“, meint der Aufklärer Joseph von Sonnenfels. In Wien entsteht das Salonleben in den 70er-Jahren des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich eine Sache des Adels wird es im Gefolge der Aufklärung zu einer Sache des gehobenen Bürgertums. Vorwiegend Frauen versammelten in den Salons die geistigen Größen der Zeit: Künstler, Dichter, Schauspieler, Maler, Komponisten, aber auch Politiker, Philosophen und Wissenschaftler.
weiterlesen
John Maynard Keynes (1883-1946), einflussreichster Ökonom des 20. Jahrhunderts, hielt 1928 vor Studenten in Cambridge einen Vortrag mit dem Titel „Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkelkinder.“ Dieser Aufsatz wurde praktisch völlig ignoriert, er enthält aber eine Prophezeiung, die uns heutige Menschen interessieren sollte. Keynes glaubte, das in hundert Jahren (also fast heute) unsere notwendigen Bedürfnisse mit einem minimalen Arbeitsaufwand befriedigt werden können, und wir fähig werden, in der verbliebenen Zeit weise, angenehm und gut zu leben. Dabei ging Keynes von der Vorstellung aus, dass unsere Bedürfnisse endlich sind, und die Menschen sich entscheiden, dass sie nicht mehr wollen, als sie brauchen.
weiterlesen
Bereits Augustinus (354-430), die älteste und größte Autorität in Sachen Bekenntnisse, geht davon aus, dass der Blick ins eigene Innere wie nichts anderes Aufschluss gebe über den Menschen im Allgemeinen. Autobiographie wird durch ihn zur vornehmsten Menschenkunde. Erst in der Selbstvergewisserung, durch den Blick in sich selbst wird der Mensch zum Menschen. Michel de Montaigne (1533-1592) führt die Literatur der Bekenntnisse mit seinen Essays weiter. Zu Beginn richtet er folgende Worte „An den Leser“:
weiterlesen