Impulse
2018

Demokratie und Politik sind in der Krise. Das Vertrauen schwindet. Wer über das Politische nachdenkt, kommt zu dem Schluss, es geht etwas zu Ende. Aber was kommt danach? Das politische System scheint erschöpft. Eine postdemokratische, postchristliche, postkapitalistische Gesellschaft entspricht nicht mehr dem westlichen Gesellschaftsmodell. Mit der Krise der Demokratie und der Politik steht der Westen auf dem Prüfstand. Der Westen schwankt (Udo di Fabio). Die aktuelle Krise der Politik scheint nur ein Symptom einer Krise des westlichen Systems zu sein.
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Jakob Burckhardt, der vor 200 Jahren geboren wurde, formulierte den Gedanken, dass uns der Begriff von Größe abhanden gekommen sei. Es herrsche die tyrannische Macht des Gleichheitsgedankens. Geht es uns nicht auch heute so, dass wir Größe schwer anerkennen können, dass uns alles zu groß erscheint, was nicht so klein ist, wie wir selbst? Besteht nicht unser Ausgangspunkt darin, zu behaupten, es darf keine Größe geben, alles habe klein zu sein? Auf der anderen Seite ist wieder eine Anfälligkeit des Massenmenschen für starke Männer zu beobachten, damit verbunden eine Unterwürfigkeit und das Bedürfnis der Berauschung am großen Mann. Jakob Burckhardt schrieb prophetisch dazu:
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Theologen und Philosophen haben in den vergangenen Jahrhunderten über Erlösung nachgedacht. Zum Teil wurden Theorien formuliert, die uns heute ziemlich fremd vorkommen. Der heutige Zeitgenosse wird eher die Frage stellen, muss man denn erlöst werden und wovon. Erlöserideen kommen in allen Religionen vor. Meist waren sie mit der Erwartung eines neuen, goldenen Zeitalters verbunden. Im Laufe der Zeiten sind viele Erlöser aufgetreten, von denen erwartet wurde, dass sie vom dauernden politischen Schrecken befreien. Mit dem Erlöser sollte eine neue Zeit beginnen. Ursprünglich wurde, wie in Israel, die Erlösung im Äußeren erwartet, durch politische Umstürze, die aus der Not helfen sollten. Die Geschichte der Erlösung im Äußeren reicht bis zum „Heil im Sieg“, das Hitler verkündete.
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Was sind religiös radikale Denker? Das sind solche, die bisheriges Denken einrissen und umwarfen, die die Augen für einen anderen Blick öffneten, die letztendlich die Grundlagen des abendländischen Denkens erschütterten. Es waren staunenswert unfassbare, unvergleichliche Menschen. Philosophen, die, obwohl tief im Christentum verwurzelt, ihren Verstand nicht an der Kirchentüre abgaben, keinen Widerspruch sahen zwischen der Philosophie und dem Christentum als Lebensform.
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Ist nicht die Moderne entschlossen, alles zu unternehmen und nichts zu unterlassen, um das Böse aus der Welt zu schaffen? Und ist sie nicht entschlossen, das Böse entweder zu bekämpfen – oder einzuschläfern und ruhig zu stellen? Nein, das Leiden der Unschuldigen, während die Rücksichtslosen und Unverschämten ihren Reibach machen, und die Ohnmacht des Guten, das zum Gespött des Bösen wird, sind Realität. Dagegen ist nichts zu tun. Fragt sich, wie sich damit leben lässt.
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Adorno hat 1962 in einem Aufsatz die Frage: Wozu noch Philosophie? so beantwortet: „Philosophie, wie sie nach allem allein zu verantworten wäre, dürfte nicht länger des Absoluten sich mächtig dünken, ja, müsste den Gedanken daran sich verbieten, um ihn nicht zu verraten, und doch vom emphatischen Begriff der Wahrheit nichts sich abmarkten lassen.“ (Adorno 1962). Habermas bemerkt dazu in einem Aufsatz (1971), der die Frage Adornos aufnimmt:„Nun ist dieser Widerspruch das Element der ernst zu nehmenden Philosophie schon seit Hegels Tod.“
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…, und du schämst dich nicht, dich darum zu kümmern, wie du zu möglichst viel Geld und wie du zu Ehre und Ansehen kommst, doch um die Vernunft und die Wahrheit und darum, dass du eine möglichst gute Seele hast, kümmerst und sorgst du dich nicht? (Apologie des Sokrates)
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Nietzsche spricht den Zusammenhang und die Differenz zwischen Wissenschaft und Bildung an. Ebenso gibt es Gemeinsamkeiten und Differenzen zwischen Bildung und Weisheit. Zugespitzt könnte man fragen: Gibt es so etwas wie wissenschaftliche Bildung? Was ist das Problem der Wissenschaft? Wissenschaft hat ein enges Wirklichkeitsverständnis. In der Regel fällt der Mensch als soziales und kulturelles Wesen aus ihrem Blick. Als Tatsache wird nur anerkannt, was sich messen und methodisch als Gegenstand untersuchen lässt. Wirklich ist im Sinne der Wissenschaft auch nur das, was verständlich und erklärbar ist. Zur Wissenschaft gehören Aufklärung und Rationalität. Aufklärung meint das Hinterfragen, das Verborgene ans Tageslicht bringen. Das Dunkle wird nicht geduldet, damit auch nicht das Rätsel oder der Zauber. Rationalität ist dem Argument verpflichtet. Was nicht argumentierbar ist, ist nichtssagend. Auch das subsumieren des Einzelfalles unter ein Allgemeines, einer allgemeinen Regel, gehört zur Methode der Rationalität.
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Ist man schon lebensverneinend, ein unverbesserlicher Pessimist, oder gar ein notorischer Jammerer, wenn man feststellt, dass es auf der Welt mehr Schmerzen und Leiden gibt, als uns lieb ist? Niemand redet mehr von unserer Welt als ein „Jammertal“, das passt nicht in unsere „keep smiling“- Zeit. Aber man braucht nicht Auschwitz oder den Archipel Gulag bemühen, um die Welt ein Jammertal zu nennen. Ein Blick auf Syrien, die Kriege in Afrika, das Flüchtlingselend genügt. Vom persönlichen Leid einzelner ganz zu schweigen.
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Eine Philosophie des Lebens hat mit Erbauungs- und Ratgeberliteratur nichts zu tun. Sie will aus der Fülle des Lebens heraus philosophieren, aus dem Leben heraus denken, ohne aus dem Leben eine Theorie zu machen. Das Leben selbst wird dem Lebensphilosophen zum Erkenntnisorgan, indem es Subjekt und Objekt des Philosophierens ist. Der Philosoph als Philosophischer Praktiker will nicht Philosoph sein im Unterschied zum Menschen. Er will als lebendiges, wirkliches Wesen denken und sich dabei den erfrischenden Wogen des Weltmeeres aussetzen. In der Existenz der Welt soll gedacht werden, nicht im Vakuum einer Abstraktion. (Ludwig Feuerbach).
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„Zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts ist der Typus des Außenseiters aus der Gesellschaft wie Literatur so gut wie verschwunden. Der Einzelgänger, der sich fern von neuen Foren hielte, die nur nach Eingemeindeten zählen, besäße heute keinerlei Nimbus mehr, sondern erschiene wohl den meisten als schrullige Figur….Wenn alle meinen, es käme noch am entlegensten Ort darauf an, sich genügend Gesellschaft online zu verschaffen, so kommt dem Unverbundenen eine neue Rolle zu.“ (Botho Strauß)
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