Das gute Leben oder das Gute leben

Impuls

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Mit dem guten Leben wird normalerweise nichts Philosophisches verbunden. Aus der schönen Literatur und der „Wellness-Gesellschaft“ gibt es zuhauf Hinweise, was damit gemeint sein könnte, nämlich auf eine Formel gebracht: Es uns gut gehen lassen. Nicht das daran etwas auszusetzen wäre, aber das gute Leben wurde in der Philosophie immer auch mit Fragen der Ethik in Verbindung gebracht. Was ist überhaupt Ethik? Ethik ist das philosophische Nachdenken über Moral, Sittlichkeit, Vorstellungen von gut und schlecht. Sie fragt, ob eigentlich gut ist, was wir für gut halten. Oder andersherum: Ethik erklärt unsere Moral zum Problem. Sie setzt ein Fragezeichen hinter das, was uns moralisch erscheint. Solche Fragen können unangenehm sein, denn gewöhnlich werden wir lieber in dem Guten, das wir wollen oder tun, bestätigt.

Letztlich zielt Ethik seit den Tagen des Sokrates auf die grundsätzliche Frage, ob wir selber gut sind. Insofern wir selber gut sind, führen wir ein gutes Leben, und nicht schon, wenn es uns gut geht.

Die Devise heißt: Im Zweifelsfall ist es besser, uns geht es schlecht, aber wir dürfen uns achten, als das es uns gut geht, aber unsere Selbstachtung nähme Schaden.

Doch die Fragen der Ethik gehen noch weiter. Die Ethik will nicht nur wissen, ob ich gerecht, aufrichtig oder verlogen und egoistisch bin, sondern auch, in welcher Fassung ich z.B. einem ungünstigen Schicksal widerstehe, wie ich mich in ihm bewähre, ob mich Unglück, das mich trifft, hadern oder verzagen lässt.

Wie also einer hofft, sich sorgt, auf welche Weise er glücklich ist, was er liebt oder hasst, wofür er Ohren und für was er Augen hat, was ihn beschäftigt, was ihm egal ist, nicht nur ob, sondern wie er sich für das Beste dieser Welt engagiert, wie er dem Bösen standhält, dem Schlechten widersteht.

Diese 1.000 Eigenarten und Charakteristika, die Individualität, das Einzigartige und Unverwechselbare jedes Einzelnen von uns, das alles ist der Gegenstand der Ethik. Gut zu leben ist demnach eine Anleitung zur Könnerschaft, das Leben recht zu führen.  Maßstab für die Ethik und damit für ein gutes Leben ist die Nachhaltigkeit: Werde ich mich so, wie ich mich jetzt in diesem Augenblick befinde oder handle, auch morgen sehen lassen können (Die Zukunft erhält ein Mitspracherecht). Aber auch die Vergangenheit erhält ein Mitspracherecht: Wir stehen wir vor den Früheren da? Werden wir ihnen gerecht? Schließlich bedeutet ein gutes Leben nicht zuletzt, über den eigenen Egoismus hinauszukommen. Was für mich gut ist, muss nicht zugleich auch gut sein für andere.

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