Be­kennt­nis­se Welch ein Mensch bin ich?

Impuls

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Bereits Augustinus (354-430), die älteste und größte Autorität in Sachen Bekenntnisse, geht davon aus, dass der Blick ins eigene Innere wie nichts anderes Aufschluss gebe über den Menschen im Allgemeinen. Autobiographie wird durch ihn zur vornehmsten Menschenkunde. Erst in der Selbstvergewisserung, durch den Blick in sich selbst wird der Mensch zum Menschen. Michel de Montaigne (1533-1592) führt die Literatur der Bekenntnisse mit seinen Essays weiter. Zu Beginn richtet er folgende Worte „An den Leser“:

„Ich will, dass man mich darin in meiner schlichten, natürlichen und gewöhnlichen Art sehe, ohne Gesuchtheit und Geziertheit: denn ich bin es, den ich darstelle. Meine Fehler wird man hier finden, so wie sie sind, und mein unbefangenes Wesen, soweit es nur die öffentliche Schicklichkeit erlaubt hat.“

Michel de Montaigne

Im 18. Jahrhundert wird diese Innenschau durch Rousseaus anspruchsvolle  Bekenntnisse weitergeführt. Auch Rousseau teilt sich rückhaltlos mit – in all seinen guten und schlechten Eigenschaften. Er pocht außerdem auf seine Einzigartigkeit:

„Ich bin nicht gemacht wie irgendeiner von allen, die leben. Wenn ich nicht besser bin, so bin ich doch wenigstens anders.“

Jean-Jacques Rousseau

Bekenntnisse sollen die eigene Besonderheit und Einmaligkeit für den anderen durchsichtig machen. Für Rousseau ist es so, das er nur dadurch zu sich selbst zu kommen glaubt, indem er sich ganz nackt, fast prostituierend, vor dem Leser zeigt.

Sich selbst zu beobachten, in sich hineinschauen, muss nichts mit Selbstüberhebung zu tun haben, wie Montaigne uns aufzeigt. Seine Selbstbeobachtung ist auch Selbstprüfung, die ihn bescheiden und skeptisch bezüglich seiner Fähigkeiten macht.

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