Warum Gewalt in Gottes Namen?

Impuls

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Religion und Gewalt. Auf den ersten Blick ist nicht einzusehen, was Religion mit Gewalt zu tun haben sollte. Ist Religion nicht das einzige Mittel, das dem Menschen gegeben wurde, um Gewalt einzudämmen? Diese Aufgabe konnte und kann Religion nur erfüllen, wenn sie ihrerseits auf jede Art von Gewalt verzichtet, und ihre humanisierende, versöhnende, verzeihende und barmherzige Kraft ausübt. So positiv der Beitrag von Religionen zu einem friedlichen Zusammenleben ist, Gewalt ist stets von ihnen ausgegangen. Immer gab und gibt es Gotteskrieger, die im Namen Gottes des Barmherzigen unbarmherzig vorgingen und vorgehen. Aber sind Religionen inhärent gewalttätig, ist in ihnen auch der Ursprung von Gewalt zu sehen?

Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Fest steht: Religionen als solche sind noch nicht gut. Es gibt heilige Kriege, Selbstmordattentäter, Enthemmung und Brutalität im Namen von Religionen. Gewalt ist auch keine Spezialität einer bestimmten Religion. Offenbar ist nicht entscheidend was, sondern wie man glaubt.

Wer verstehen will, warum es möglich ist, dass in Gottes Namen die abscheulichsten Gewalttaten begangen werden, muss in die sogenannte Monotheismusdebatte einsteigen. In dieser Debatte geht es um den Ursprung der großen monotheistischen Religionen (Christentum, Islam, Judentum), und den Zusammenhängen von Monotheismus und Gewalt. Jan Assmann, vertritt in seinem Buch „Moses der Ägypter“ die These „mit den monotheistischen Religionen sei eine bestimmte Form der Gewalt zuallererst in die Welt gekommen: Die Gewalt im Namen Gottes.“ Moses hätte von Ägypten den Monotheismus übernommen. Der Glaube an den einen wahren Gott sei von Anfang an eine Gewaltquelle gewesen. Im alten Testament kann man die Gewaltgeschichten (Exodus, Bund) nachlesen. Peter Sloterdijk weist auf die Abgrenzung des altjüdischen Volkes hin, das durch seine „Sonderexistenz“ eine „unüberwindliche Innen-Außen-Differenz“ errichtete, die Gewalt hervorrief. Der monotheistische Gott war von Anfang an ein eifernder Gott. Der eigene Gott wurde als der wahre, die anderen Götter als die falschen gesehen. Dieses Freund-Feind Schema gilt für alle Monotheismen.

Inzwischen ist es klar geworden, dass auch monotheistische Religionen nicht auf die Wahrheitsfrage reduziert werden dürfen. Jan Assmann moniert in seinem neuesten Buch „Exodus“ als höchsten Wert, der im Zentrum der Religion steht, die Treue. Damit kam der Glaube in der Welt, der mit Vertrauen in den Bund, also in die Verheißungen Gottes zu tun hat. Dieser Treue-Bund gäbe, laut Assmann, den monotheistischen Religionen ihre sinngebende Kraft.  Diese religiöse Kraft des Monotheismus sei auch die Wurzel unserer Modernisierung. Grund genug für religiös-philosophische Bildung, die einerseits Respekt erzeugt vor der humanisierenden Wirkung von Religionen, andererseits aber auch für ihre Zivilisierung sorgt, um ihre brutalen Seiten zu neutralisieren.

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