Wie­der­kehr der Re­li­gio­nen?

Impuls

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Was sind die grundsätzlichsten Fragen der Philosophie? Worauf kommt es im Leben eigentlich an? Wenn Philosophie ins Grundsätzliche getrieben wird, dann führt der Weg zur Religion. Zwei bedeutende Philosophen,  Richard Rorty und Gianni Vattimo, halten Religion für das Grundsätzlichste. Beide wollen verstehen, was es mit der These, es gäbe eine Wiederkehr der Religionen, auf sich hat. Diese Wiederkehr versteht sich keineswegs von selbst, ist doch die moderne Gesellschaft in ihrer innersten Wesensart a-religiös. Dafür haben Aufklärung, Wissenschaft und Technik gesorgt. Wenn aber die Moderne glaubensanfällig wird, dann ergeben sich zwei Fragen? Was bedeutet das für das Selbstverständnis der Moderne, und, wie ist eine Wiederkehr der Religionen zu denken?

„Grundsätzlich glaube ich heute, dass man das Christentum wegen der Priester hasst. Ich habe nie verstanden, dass es Menschen gibt, die eine Religion der Liebe, der Nächstenliebe, des Mitleids und der misericordia nicht akzeptieren wollen.“ 

Vattimo

Vattimo versteht die Moderne als Weiterentwicklung des Christentums. Sie habe die Säkularisation missverstanden. In dieser wird die Geschichte Gottes wiederholt, weil Gott sich selbst, als er Mensch geworden ist, säkularisiert hat. Die Moderne hat diese Verweltlichung nachgemacht. Säkularisierung bedeutet, dass sich Gott und Mensch heute auf einer freundschaftlichen Basis verständigen können. Eine Wiederkehr der Religionen kann nicht mehr, wie im Mittelalter, eine Unterwerfungs – und Gehorsamkeitsbeziehung sein, sondern eine Freundschaftsbeziehung (Joh. 15: „Ihr sollt nicht mehr meine Knechte, sondern meine Freunde sein“). Der moderne Mensch wird Gott auf Augenhöhe begegnen. Es wird kein Willkürgott mehr akzeptiert, der im Sinne des Alten Testaments sich mit Gewalt, Macht und Siegen schmückt.

Eine Wiederkehr der Religionen kann also keine sein, die den Menschen unterwirft. Die Moderne hat den Menschen zur Freiheit befreit und Dogmen, sowie absolute Moralvorstellungen zerstört. Wichtige Vorbedingungen, um im modernen Sinne religiös zu werden, meint Vattimo. So könnte am Ende der Moderne der Mensch in die Geschichte der Religionen einsteigen. Religion als eine Art der Menschwerdung. Liebe statt absolute Wahrheit und glauben, recht zu haben. Eine solche Religion der Liebe entgeht der aufklärerischen Kritik, denn in einer „Auflösung des Objektivitätsanspruches könnte sie endlich auch den Widerstreit zwischen Wahrheit und Nächstenliebe beheben, der sie im Laufe ihrer Geschichte regelrecht blockiert hat.“

„Wir können uns unmöglich nicht als Christen bezeichnen, weil in einer Welt, in der Gott tot ist – in der die Metaerzählungen sich aufgelöst haben und glücklicherweise jede Autorität, auch des objektiven Wissens, entmythologisiert ist – die einzige Möglichkeit für uns Menschen, zu überleben, im christlichen Gebot der Nächstenliebe liegt.“   

Vattimo

Eine  Wiederkehr der Religionen wird also nur durch ein anderes Denken über Gott und die kirchlichen Strukturen möglich sein. Die Voraussetzungen dafür schafft die Moderne selbst mit ihrer Säkularisierung und Demaskierung.

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