Das Zeitalter der Re­vi­sio­nen und was das mit dem schei­den­den US-Prä­si­den­ten Obama zu tun hat

Impuls

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In diesem Jahr geht die Amtszeit von Barack Obama zu Ende. Zu seinem Amtsantritt hielt er eine Rede, an die es sich lohnt, zu erinnern. Seine Rede hatte ein durchgängiges Thema: Die Tugend. Genauer: Die verpönte Demut und Dankbarkeit. Er erinnerte an die Ideale der Vorfahren und stellte sich damit in eine Tradition, die sich der Verantwortung für ihre Aufgabe bewusst war.

Vor Obama waltete eine Ära der Unverantwortlichkeit, die sich so sehr auf die Gegenwart eingestellt hatte, dass darauf die Zukunft und mit ihr die Frage, soll die Gegenwart so sein wie sie ist, versäumt wurde. Er war davon überzeugt, dass es eines neuen Zeitalters bedürfe, das aber nur dann anbrechen könne, wenn es uns anders vorfindet, als wir sind. Er konstatierte eine mentale Krise, die sich im Verlust an Zuversicht, im Glauben, es werde alles immer schlimmer, und unseren Kindern werde es schlechter gehen, äußerte. Obama plädierte damals für eine andere Geisteshaltung, die dafür stand, das was gut war an der Vergangenheit, zu bewahren, und dies als Auftrag weiter zu tragen. Er forderte zur Besinnung auf und erinnerte an das, was wir bedürfen: Den Mut, sich etwas abzuverlangen und wieder groß von sich selber zu denken.

Er erinnerte auch an die vielen Helden und Pioniere, denen wir Heutige unser besseres Leben verdanken. Generationen vor uns, die Vieles erkämpft haben, was uns selbstverständlich erscheint. Obama plädierte dafür, diese Reise fortzusetzen. Er stellte sich also in die Kontinuität einer großen Tradition. Alle großen Veränderungen beginnen mit einer Erinnerung: Die Re-formation, die Re-naissance,

Re-volutionen. Obama sprach das Prinzip Zuversicht und Selbstvertrauen an, das nur durch die Besinnung auf die Erfahrung entsteht, dass auch schwierigste Lagen gemeistert wurden. Als seinen größten Feind bezeichnete er den Zyniker, der sich auf die so genannten Tatsachen beruft, gegen die doch nichts zu machen sei, die alternativlos seien. Diesem Zyniker ruft er zu, dass sich der Boden der Tatsachen schon längst unter seinen Füssen bewegt hat.

Sein Maßstab für gute Politik ist nicht, ob sich die Wirtschaft entwickelt, sondern, ob man in diesem Land würdig leben kann, wie es also mit der Gerechtigkeit, Gesundheit, Bildung und denm Wohnen aussieht. Gerechtigkeit herrscht für ihn dann, wenn es allen so gut wie möglich geht.

Von den Vorfahren, meint er, könne man vor allem lernen, dass Diplomatie besser sei als Krieg und dass es Grenzen der Macht gebe. Das führt ihn zur Mäßigung und Demut. Wir seien die Hüter dieses Vermächtnisses und müssen uns wieder an das erinnern, was wir vergessen haben. Die Stärke komme nur aus dem Erbe, aus der Tradition und aus der Überlieferung. Zukunft braucht Herkunft.

Eine Nation lebe nur von der Tugend seiner Bürger. Dazu gehöre Güte, Selbstlosigkeit und Mut. Die Tugenden müssten zum Charakter werden. Obama erinnert an das Zeitlose anstatt an das Zeitgemäße. Er will eine Reise fortsetzen, zu deren Fortsetzen sich auch die Kinder und Kindeskinder bereit erklären sollten. Eine Rede, von der sich auch das alte Europa so einiges gesagt sein lassen könnte.

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