Was ist eine gute Beratung

Impuls

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Sokrates wollte mit  seinen berühmten „Was ist“ – Fragen nicht die Meinungen zu einem bestimmten Thema abfragen, er wollte also nicht wissen, wie dieser oder jener denn über etwas denke. Das wäre eine wissenschaftlich-empirische Vorgangsweise.

Ihn trieb es, den normativen Maßstab für die Einschätzung oder Beurteilung einer Sache herauszufinden. So soll hier die sokratische „Was ist“ – Frage im Hinblick auf eine gute Beratung gestellt werden. Was ist eine gute Beratung, wäre dann die Frage, wie wir im besten Sinne von einer Beratung zu denken, oder was wir unter einer guten Beratung zu verstehen hätten. Es wäre auch eine rechtfertigende Frage die nach dem Ideal einer Beratung fahndet, so wie wenn gesagt würde: Besser hätte die Beratung nicht verlaufen können.

Ich möchte aus meiner Erfahrung einige Punkte formulieren, die in einer guten Beratung vorzukommen haben, und wenn diese fehlen, man schwerlich von einer guten Beratung sprechen kann.

Gute Beratung soll aus Abwegen befreien. Beratung ist nötig, insofern Menschen auf Abwege geraten sind. Befreiung aus Abwegen wäre dann die Emanzipation aus Verstrickungen. Wer in Abwegen feststeckt oder auf Abwege geraten ist, unterliegt in der Regel lebenspraktischen Irrtümern, die man vor sich selber oder vor anderen verbirgt. Umso mehr wird man von ihnen beherrscht und steckt daher in ihnen fest.

Man weiß dann nicht mehr weiter, weil der Abweg auch nicht der eigene Weg ist, der zu gehen wäre.

Die Daseinsanalyse spricht von „Verstiegenheit“, wenn man in seinem Leben weder vor noch zurück kann, und hat das Bild einer Kletterwand vor sich, aus der es auch kein Vorwärts und Rückwärts mehr zu geben scheint. Gute Beratung soll aus der Kletterwand befreien, Auswege eröffnen, indem nachgedacht wird über (noch so unsichere) Auswege. Bevor Auswege aber gesehen werden, müssen Wege gebahnt und freigemacht werden, weil zuerst immer die Hindernisse gesehen werden. Hier kann es hilfreich sein, von Beispielen und Vorbildern zu berichten, die sich schon neue Wege gebahnt haben. Oft ergeben sich dadurch ganz neue Wege, an die man nicht im Traum gedacht hätte.

In der Regel kommt man nicht direkt, sondern auf Umwegen zum Ziel. Hier bewährt sich das Einüben von Geduld aber auch das schmackhaft Machen von Umwegen.

Auf andere Gedanken bringen wäre ein weiterer Baustein guter Beratung. Hierzu ist es hilfreich, durch die Zeiten zu wandern, sich anzusehen, wie denn auch anders über etwas gedacht werden könnte. Sich von anderen Gedanken verführen lassen und diese als Möglichkeiten aufleuchten lassen und für das eigene Leben als Alternativen Zutritt gewähren.

Wenn Alternativen als Einsichten zu etwas Eigenem geworden sind, die zu mir gehören, dann ist es möglich, Entschlüsse reifen zu lassen, an den geeigneten Augenblick der Umsetzung zu glauben. Entschlüsse können so gefasst werden, dass sie als point of no return gesehen werden.

Nicht zuletzt gilt es in einer guten Beratung, Mut zu machen für die gefassten Entschlüsse und Entscheidungen. Kants „sapere aude“, der Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, bekommt dann lebenspraktische Bedeutung.

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