Aphorismen Ausdrucksformen der Philosophie von Außenseitern
Impuls
Was ist ein Aphorismus? Fragen wir einen, der es wissen musste, Hans Kudszus: „Jeder Aphorismus ist das Amen einer Erfahrung.“ Er ist also eine verarbeitete Erfahrung, eine Zustimmungserklärung. Der Aphorismus nimmt Stellung, er ist das Amen zu und aus einer Erfahrung. Das Schöne an manchen Aphorismen: Von ihnen geht die Nötigung zum Denken aus. Sie stoßen einen Gedanken nur an, ohne ihn uns vorzukauen. Das haben sie dann mit klugen und gut komponierten Witzen gemeinsam.
Aphorismen sind eine Ausdrucksform der Philosophie. In ihnen bedenkt sich das Denken selbst, ist das Denken bei sich selbst. Der Aphorismus richtet sich also gegen die Gedankenlosigkeit, gegen die Routine des Denkens.
Es ist interessant, dass alle jene Philosophen, die sich dieser Ausdrucksform bedienten, in gewisser Weise Außenseiter im philosophischen Betrieb waren oder sind. Das drückt besonders der folgende Aphorismus aus:
„Das Beste an zwei Stühlen ist, dass man zwischen ihnen sitzen kann“
Der Aphoristiker sitzt zwischen den Denksystemen, er sucht keine Sicherheit, ist in der Regel ein eigensinniger Quergeist. Oft sind es Melancholiker, Lebensentfremdete, die eine Mischung von Trauer und Frömmigkeit an sich haben. Auf alle Fälle befinden sie sich jenseits aller Illusionen. Humor spielt eine wichtige Rolle. Ein Ausdruck von Lebenskönnerschaft, um mit den Widrigkeiten des Lebens umzugehen. Ein Beispiel:
„Ab und zu so etwas wie Gesundheit kann keiner Krankheit ernsthaft schaden“
Man muss aber acht geben, dass man sich von Aphorismen nicht täuschen lässt. Nicht wenige beherrschen die Kunst, uns zu überrumpeln, und unseren kritischen Verstand auszuschalten. Daher kommt die Bemerkung eines französischen Moralisten recht, der meint:
„Es gibt gut eingekleidete Dummheiten, wie es sehr gut angezogene Dummköpfe gibt“.