Umgang mit Angst, Aus­weg­lo­sig­keit, Ver­zweif­lung, Schuld, Leiden, Alter und Tod: Vertrauen, Hoffnung, Lebensmut,Ver­zei­hung, Trost, Ver­söh­nung, Humor

Impuls

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Es geht um das Unabwendbare und wie man damit inneren Frieden schließt. Früher schien man sich besser in das Unabwendbare schicken zu können. Der Volksmund sagte dazu: Es ist, wie es ist. Heute glaubt man, gegen alles ein Mittelchen zu haben und versäumt gerade damit das Einüben in eine notwendige Resignation.

Notwendige Resignation, die Dinge so nehmen zu können, wie sie sind, ist das nicht auch ein erstes Zeichen von Reife?

Unsere Zeit ist entschlossen, alles zu unternehmen und nichts zu unterlassen, um Krisen, Leiden, Alter und sogar den Tod aus der Welt zu schaffen. Aber das Unabwendbare, in welcher Form es auch immer daherkommt, ist Realität.

Letztlich ist dagegen nichts zu tun. Es ist die große Kategorie der Sinnvernichtung, gegen die noch kein Kraut gewachsen ist. Fragt sich, wie sich damit leben lässt.

Angst, Ausweglosigkeit, Verzweiflung, Schuld und Leiden sind oftmals unabwendbar. Jeder Mensch bekommt in seinem Leben damit zu tun. Wie geht man damit um? Angst kann mit Vertrauen bewältigt werden. Aber auf wen oder was kann vertraut werden? Wie entwickelt man Vertrauen? Wie gewinnt man eine fundierte Hoffnung, die eine Antwort auf die Ausweglosigkeit sein kann? Braucht es erst die Erfahrung der Ausweglosigkeit, um in eine solche Hoffnung hineinzuwachsen? Eine Hoffnung die nur auftritt, wenn es finster wird. Wer verzweifelt in einer Sackgasse steckt braucht als Antwort Lebensmut, der zum Handeln auffordert. Lebensmut kann durch einen Entschluss helfen, aus der Verzweiflung herauszutreten. Aber aus welchen Schichten kommt der Mut? Ein Wink könnte der Mut der Verzweiflung sein, der sich selbst vergessen lässt, die eigene Persönlichkeit transzendiert.

Wenn es keine Schuld gäbe, dann bräuchte es keine Verzeihung. Wir sind aber alle in Unheilszusammenhänge verstrickt, darum werden wir zu Mittätern. Schuld ist aber auch ein Zeichen für die Höhe der Berufung des Menschen. Damit sind nicht die permanenten Schuldzuschreibungen gemeint, Übertribunalisierungen, die eher Versuche sind, Schuld zum Verschwinden zu bringen. Schuld gehört zu Kultur und Gemeinschaft, sie muss bekannt, gesühnt und verziehen werden. Durch Verzeihen sind Neuanfänge möglich. Wie aber ist Verzeihen möglich, wie kann gar das Unverzeihliche verziehen werden?

Vor allem das unschuldige Leiden plagt. Durch das Nachdenken über Menschen, die unverdientes Leid erdulden mussten, sind die Menschen geistig geworden, haben eine innerliche Vertiefung erfahren. Heute blickt man nicht mehr auf die unschuldig Leidenden, sondern auf die ungerechte Situation. Anstatt Leidtragender wird man Leidbetroffener. Dem Leiden begegnet man mit einem Ton der Entrüstung und der Empörung. Es muss etwas unternommen werden, das Leid vermindert werden.

Das passt zum Imperativ unserer Zeit, Leiden müsse abgeschafft werden. Damit aber ist jeder Versöhnung mit dem Leiden ein Riegel vorgeschoben. Das unschuldige Leiden bleibt ein Rätsel. Aber man kann daraus lernen. Nämlich dieses: In der Summe geht es in meinem Leben nicht nur um meine Wünsche, Bedürfnisse und Vorstellungen, sondern auch darum, was mir abverlangt und zugemutet wird. Es führt kein Weg am Leiden vorbei, aber durch es hindurch. Der Mensch kann sich nicht vor dem Leiden bewahren, aber er kann sich im Leiden bewahrt und getröstet fühlen. Welche Trostvorstellungen gibt es und was könnte ein wahrer Trost als Antwort sein?

Das eigentlich Unabwendbare ist das Altern und der Tod. Damit umzugehen, dazu braucht es die Kraft der Versöhnung und den Humor. Wie altert man gut? Welche geistige Haltung verlangt das Altern und das Alter?

Zum Schluss zum Tod. Er sei der „Lehrmeister des Ernstes“, heißt es bei Kierkegaard. Das ist einerseits richtig, denn erst mit dem Tod im Hintergrund bekommt die Frage, worauf es im Leben ankommt, einen Sinn. Wie sollte ich leben, angesichts des baldigen Todes? Jedoch geht es nicht ohne ein gewisses Maß an Humor und Selbstironie, welche die Last des Lebens und des Sterbens erträglicher machen.

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