Navid Kermani der Ro­man­schrei­ber, Nach­den­ker und re­nom­mier­te Dissident

Impuls

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Ein Unzeitgemäßer, der nicht nach der Pfeife tanzt und ein „beiseite Sitzender“ ist (Dissident wörtlich genommen). Es ist die Haltung des Nichtmitmachens, nicht Mitredens, des Nichtdabeiseins, die ihn auszeichnet. In seinen Reden, Auftritten, Artikeln und Büchern bringt er zur Sprache, was sonst nicht zur Sprache kommt. Damit steht er am Rand, oder an den Rändern unserer Zeit.

Einer der führenden Intellektuellen seiner Generation, der sich als Schriftsteller immer in die aktuellen Debatten einmischt. Wir werden uns mit seinen Romanen, seiner Essayistik, seinen Reden und Artikeln zur politischen Situation beschäftigen, die wahrhaft philosophische Fundgruben darstellen. 

Beispielsweise mit seinem Essay mit dem feinen Titel „Ungläubiges Staunen“, seine kritischen Studien über das Christentum, die ihrerseits Leser in Erstaunen versetzen können, und das nicht nur deshalb, weil Kermani Islamwissenschaftler und bekennender Moslem ist.

Auf die Frage, warum er als gläubiger Moslem und Islamwissenschaftler ein Plädoyer auf das Christentum schreibt, antwortete er: „Ich kann nur vom Anderen, vom Fremden schwärmen.“

Er sieht den Islam, der seine eigene Tradition abgebrochen hat, durch sich selbst bedroht, so wie er den Westen durch sich selbst bedroht sieht. In seiner Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels berichtet er, wieso er den Islam nicht verteidigen kann:

„Die Liebe zum Eigenen – zur eigenen Kultur wie zum eigenen Land und genauso zur eigenen Person – erweist sich in der Selbstkritik. Die Liebe zum anderen – zu einer anderen Person, einer anderen Kultur und selbst zu einer anderen Religion – kann viel schwärmerischer, sie kann vorbehaltlos sein.“

Sein Roman „Sozusagen Paris“ widerspricht mit überlegener Lebensklugheit allen großen Liebesromanen des 19./20. Jahrhunderts, indem die Ehe in ihrer Alltäglichkeit und Dauer ihre fällige Würdigung und Achtung findet.

In seinem Buch „Entlang den Gräben“ plädiert er für ein Europa, in dem die Vielfalt ausgehalten wird. Ein wichtiges Anliegen angesichts der blutigen Verwüstungen seiner Geschichte und der Gegenwart.

Wie gehen Menschen mit schrecklichen Schicksalsschlägen um? Warum muss der Gerechte leiden? Wie stehen wir selbst zum Leiden?

Im Buch „Der Schrecken Gottes“ beschreibt Kermani das Fertigwerden mit Schicksalsschlägen anhand seiner eigenen Familie.

In seinem Essay „Zwischen Koran und Kafka“ nimmt er Goethes berühmten Vers „Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht zu trennen“, beim Wort.

 

Navid Kermani ist einer „der wichtigsten

deutschen Autoren und zugleich eine der

bedeutendsten politischen Stimmen des

Landes.“ 

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